Von Strassen und Orten und Zeiten und Pfaden.

Draussen findet der letzte Kampf des Winters statt. Ich kann es sehen und fühlen und riechen und manchmal vielleicht sogar schmecken. Gern würde er noch bleiben, der Winter. Nicht loslassen. Die Stille, die der Schnee brachte, aufrecht erhalten. Aber es wird nicht mehr lange funktionieren. Er hat an Kraft eingebüsst. Die Kälte ist längst nicht mehr so schneidend. Der Wind nicht mehr geschickt genug, den Weg in unsere Kleidung zu finden, über den Nacken den Rücken hinunter, über die Handgelenke die Arme hinauf.

Je näher der Frühling kommt, je weniger er sich aufhalten lässt vom letzten Aufbäumen des Winters, desto mehr kann ich mich an den Sommer erinnern. Wie sich Wärme anfühlt und Sonne. Und wie Erdbeereis schmeckt. Nicht zuletzt, weil ich seit ein paar Tagen durch Buenos Aires laufen kann. Dank percanta, die uns in ihrem Blog für 40 Tage mitgenommen hat. Jeden Tag ein Stückchen Argentinien. Vorgestern ein Bild aus einer Buchhandlung, untergebracht in einem alten Theater. Mon dieu. Diese Kulisse ist unglaublich. Toll.

Toll. Ja. Toll ist noch der Mauspfad. Vor einiger Zeit hab ich ein Bild davon gesehen und irgendwie gefiel es mir. Da wollte ich es auch. Erst hab ich es einfach so im Hintergrund mitlaufen lassen. Schloss es nach ein paar Stunden, manchmal nach ein paar Minuten. Aber irgendwann habe ich angefangen, die einzelnen Stunden, die Minuten, die Zeitfragmente unterschiedlicher Länge zu behalten. Sie anzusehen und mich zu wundern, wie fragil sie sind und was sie für ein scheinbares Eigenleben entwickeln. Die Arbeit am Rechner ist im Grunde genommen ein sich wiederholender Prozess in unterschiedlichen Abfolgen. Man liest seine Emails, beantwortet die ein oder andere. Besucht die unterschiedlichsten Websites, tippt und klickt Dinge. Man verweilt, liest und öffnet die nächste Seite. Ab und zu entsteht Zeug im Illustrator oder man bearbeitet Photos im Photoshop. Aber jedes Abbild aus dem Mousepath sieht anders aus. Jedes ist eigen und erzählt von verschieden langen Pausen, unterschiedlichen Bewegungen der Maus, Verweildauern an bestimmten Stellen. Manchmal finde ich auf den Bildern Positionen wieder und weiss, was an dieser Stelle war. Mein Ebenenfenster im Photoshop, die Werkzeugleiste, das kleine x im Browser. Die Stelle, wo mein Winamp für die musikalische Untermalung sorgt. An manchen Tagen, da gibt es sie einfach nicht, die richtige Musik. Das wird jetzt sichtbar. Weil ich weiss, wo mein Winamp überwiegend auf dem Monitor positioniert ist. Das alles wird zu den Orten, an die die Maus regelmässig zurückkehrte. Orte, die ein verworrenes, scheinbar chaotisches Muster in den Pfadlinien hinterlassen. So lassen sich Minuten, Stunden oder Tage am Rechner rekonstuieren. Auf eine seltsame Art. Ich mag das. Mir gefallen die unterschiedlichen Muster die so entstehen. Die langsamen Tage unterscheiden sich von den schnellen, hektischen Tagen. Die langsamen Tage haben viele grosse Punkte. Denn die entstehen, wenn die Maus ruht. Je länger, desto mehr schwillt der Punkt an. Die hektischen Tage und Stunden, die sind voll feiner Linien, kaum Punkte, nur Gewirr. Das kleine Tool für den Pfad hat Anatoly Zenkov gestrickt, in seinem Flickr-Account gibt es hier in den Kommentaren den Download-Link, wahlweise für PC oder Mac.

mousepath

5 Reaktionen zu “Von Strassen und Orten und Zeiten und Pfaden.”

  1. aebby

    das ist ja cool, werde ich sicher mal ausprobieren

    P.S. und es ist immer schön von Dir zu lesen

  2. Tanja

    Oh toll. Das habe ich mir direkt mal runter geladen. Danke für den Link.
    Leider ist hier noch nichts zu spüren vom Frühling. Und das geht mir enorm auf den Geist. Naja. Kommt Zeit, kommt Sonne. :)

  3. Knusperfarben» Blogarchiv » Klickuniversum

    […] Mein Mousepath sieht ganz anders aus als Nikas. […]

  4. nadja

    schön dass du wieder schreibst… und dieses mausdingens, das ist auch nettes spielzeux. und der frühling kommt bestimmt!

  5. nadja

    p.s. sehr hübsch das da oben! also der neue seitenkopf, wie auch immer er professionell heisst…

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