Willkommen in Absurdistan. Ein Auszug.
An Tagen, die in Serie mit frühen Terminen beginnen, von denen ich bereits im voraus weiss das sie nutzlos sind, bin ich gern genervt. Ausgeprägt sogar. Heute war der 3. Tag in Serie. Entsprechend genervt bin ich.
Heute morgen.
Ich komme am Gelände an und stelle, eigentlich schon bereit mir in den Seitenstrassen einen Parkplatz zu suchen, fest, das die Schranken geöffnet sind. Natürlich, betrachten wir dies nun als Einladung zum kostenlosen Parken in fussläufiger Entfernung zum gewünschten Gebäudekomplex. Angesichts des nächsten drohenden Regenschauers kommt mir dieser Umstand gelegen. Ich fahre auf’s Gelände, die Parkplatzsituation ist angespannt wie immer aber ich habe nach einigem Gekurve Glück und finde eine freie Parklücke.
Ich bin wenig naiv, traue den Umständen eher selten und schlage den Weg zum Hauptgebäude des Komplexes an. Frage dort nach.
– Moin. Die Schranke war offen. Was hat es denn damit auf sich?
– Och ja, die Automaten und Schrankensysteme werd’n heut ausgetauscht. Deswegen sindse alle offen.
– Ah, das bleibt dann auch so?
– Ja ja, die fummeln ja hier den ganzen Tach, die alten Dinger werden gleich abgebaut und da sindse den ganzen Tach zugange, ne.
– Ok, danke.
Der Termin war Scheisse, meine Laune irgendwann entsprechend. Begegnet mir in so einem Moment zu ‚verständnissvoll‘ riskiert man schon mal Ausfälle wie „Ich tanz‘ dann gleich mal meinen Namen, ja?„.
Ihr könnt euch also in etwa vorstellen, mit welcher Laune ich das Gebäude bei brüllendem Sonnenschein und knapp 30° C verliess. Um in mein gefühlt 60°C heisses Auto einzusteigen. Erinnert mich bei Gelegenheit daran, dass der nächste Wagen weiss und nicht dunkelblau ist. Ich bat die Klimaanlage das Ganze auf erträgliche Temperaturen zu bringen, verliess die Parklücke, fuhr über das Gelände, schlängelte mich zwischen parkenden, rangierenden und unfähigen Autofahrern hindurch, um die Kurve und. Genau und. Und ich stand vor einer verschlossenen Schranke. Hübscher neuer Ticketautomat, der jetzt gern ein Ticket zur Ausfahrt von mir gehabt hätte. Der aufmerksame Leser weiss an dieser Stelle, ich habe kein Ticket. Richtig.
Rückwärtsgang. Wenden zwischen parkenden Autos, zu engen Durchfahrten, parkplatzsuchenden Idioten, den Weg zurück. Wagen abstellen vor dem Hauptgebäude. Zur Info gehen.
– Tach. Ich hab heute morgen ihre Kollegin [die jetzt verschwundene] gefragt, was es mit den offenen Schranken auf sich hat. Es hiess, sie blieben geöffnet auf Grund des Austausches.
Schaltertante : Ach jöö, sind die jetzt zu?
[Nein, ich stehe hier zum Vergnügen]
– Ja, in der Tat.
– Ach, dann fahrnse ma da vorne an den Ausgang (gestikulierend nach rechts), da an der Schranke ist so’n Iiii-Knopf. Da drückense drauf. Dann sagense mir, dat sie dat sin‘, dann lass‘ ich se raus. Oder da hinten (gestikulierend jetzt nach links), da is noch’ne LKW-Ausfahrt, da hat’s auch ne Schranke. Die müsste auch so einen Iiii-Knopf haben.
– Gut, vielen Dank
Zurück zum Auto. Aktuell wieder 60°C, die Klimaanlage kann auch nicht in 30 Sekunden die Arktis ranholen. Wie geraten, rechts über das Gelände, zur Schranke. Automat beguckt. Eine glatte, silberne Fläche. Mit genau 1ner Unterbrechung. Dem Schlitz für das Ticket. Ein I-Knopf? Am Arsch ein I-Knopf.
Rückwärtsgang. Gekurve. Quer über das Gelände zur LKW-Ausfahrt. Zwischen rangierenden und parkenden LKW’s hindurch. Zur Schranke. Selber Automat, natürlich. Mit dem gleichen, nicht existenten I-Knopf.
Einatmen. Ausatmen. Rückwärtsgang. Jetzt sehr schnell, sehr ungehalten und sehr zielorientiert zum Hauptgebäude. Wagen abstellen, aussteigen, entschlossenen Schrittes in die Information. Irritierten Blick ernten.
– So. Da hat’s keinen Knopf. Weder vorn an der Ausfahrt noch hinten bei den LKW’s. Definitiv nicht. Ich schraube Ihnen den Automaten gern ab und bringe ihn mit. Er hat keinen Knopf. Weder einen mit einem i noch sonst einen. Quasi gar keinen.
– Ach? Echt nicht? Na das ist aber unpraktisch.
– [!!!!!]
– Da weiss ich jetzt aber auch gar nich …
An dieser Stelle hilft mir auch kein meditatives Durchatmen mehr, ich falle ihr ins Wort.
– Die Taxifahrer* werden doch mit Sicherheit keine Tickets ziehen. Wie kommen die wieder raus?
– Na die kriegen von uns so Sondertickets für die Ausfahrten.
– Gut, das hätte ich dann gern.
– Nä, wissense, dat kann ich Ihnen so ja jetzt aber nicht geben, weil..
Ihr ahnt es, an dieser Stelle reicht meine Geduld zum zweiten Mal nicht aus, um sie ausreden zu lassen.
– Ich hätte von Ihnen jetzt gern so ein Ticket, denn ich nehme an, sie möchten ihre Schranke behalten. Also geben sie mir einfach dieses kleine Stück Papier und wir haben beide noch was vom Tag.
Sie sieht mich etwas, nennen wir es verstört an, obwohl ich durchaus in einer sehr ruhigen und leisen Tonlage blieb. Was ich jetzt nicht ironisch meine. Laut werde ich sehr selten. Wirklich selten. Sie reicht mir eins der Taxitickets und ich bedanke mich und verlasse mit dem Ticket die Info.
So hat sie ihre Schranke behalten und ich dann am Ende doch noch die Nerven. Viel hat nicht gefehlt und ich hätte ihr erst den Automaten gebracht und dann als Souvenir die Schranke mitgenommen.
Dieser Tag war ein Arschloch.
* Auf diesem Gelände befinden sich unter anderem auch medizinische Einrichtungen. Es gibt somit einen regen Taxiverkehr und Krankentransport für Patienten.
Am 22. Juli 2009 um 18:40 Uhr
Mein Tag war auch nicht besser, aber deine Story hat ihn eben aufgeheitert.
Auch schön: sich einen Laugenkringel über die Zunge stülpen und dann versuchen normal zu reden. Infantil aber oho.
Am 22. Juli 2009 um 22:57 Uhr
das leben an sich ist langweilig… zumindest ohne seine protagonisten!
nicht von mir, aber so passend :)
Am 23. Juli 2009 um 09:04 Uhr
Was soll ich erst sagen?? Ich hatte 2 Tage lang keinen Kaffee!!
;-)
Am 23. Juli 2009 um 11:45 Uhr
Des einen Leid ist des anderen Freud. Ich sag zwar nicht „Mehr davon“, aber ich denk es mal ganz leise ;-)
Am 23. Juli 2009 um 15:33 Uhr
Ich stelle mir jetzt dazu Deine schöne Dominastimme (bekannt aus diversen mp3-Schätzen) vor und mein Tag ist auch schöner. :-)
Am 23. Juli 2009 um 17:35 Uhr
Entschuldige aber ich lache mich gerade schlapp. ;o))))
Ich kann mir nämlich durchaus vorstellen, wie du mit der Säule, grün wie Hulk über den Parkplatz stiefelst und der armen Frau das Ding vor die Nase klatschst. *muhaha*
Und außerdem musst du ja in keinster Weise laut werden um dir Respekt zu verschaffen. Tschuldigung … ich giggele immer noch sanft vor mich hin. Großartig.
Am 23. Juli 2009 um 23:41 Uhr
Ich erheitere euch ja gern. Es gefällt mir natürlich, wenn ihr hier Spass habt. Aber meine Lieben, an euren Vergleichen müsst ihr dringend arbeiten. Ich weiss jetzt ehrlich nicht, ob mir „Dominastimme“ und „grün wie Hulk“ irgendwie für mich passend erscheint. Seid doch mal ein bisschen lieb zu mir, ich hab’s verdient!
Am 25. Juli 2009 um 09:31 Uhr
Ooooch, Frau Nika, aber wir wissen doch beide, wie gut ihnen grün steht…*g*…sprechen Sie mir jetzt bitte nach: „Auf die Knie, du schleimiger Wurmfortsatz von einem Nichts. Jetzt mach das Klo sauber!!“ …na, geht doch prima.
Übrigens, da war auf jeden Fall ein Knopf zum drücken. Echt! Isch schwör …
Am 25. Juli 2009 um 22:29 Uhr
ich sehe all die *du bist deutschland* plakate vor meinem geistigen auge…