Splitter.
Eigentlich ist gar nicht viel passiert, was ich euch gerade erzählen könnte. Die Zeit rieselt, mal schneller, mal langsamer.
Der Job läuft, frisst noch immer mein Privatleben, ist aber Dank des Kollegenrudels unterhaltsam. Ich mag das. Auch wenn ich gern mehr Zeit für andere Dinge hätte.
Gekocht habe ich zwischendurch, für die Golden Girls. Lecker war es, das fanden tatsächlich ausnahmslos alle und ich war ein bisschen stolz. Der Tisch war schön, der Abend lang und am nächsten Tag war klar, die nächste Küche hat eine Spülmaschine.
Ich habe in einer Synagoge gewohnt. Eine ganze Woche lang. Obwohl, das ist so nicht richtig. Ich habe in einer Wohnung über den Gebetsräumen einer Synagoge gewohnt. Moment, nein, auch nicht richtig. Ich habe in einem Ferienhaus gewohnt, dass früher einmal eine Synagoge war und die heute wieder wenigstens äusserlich in ihren alten Zustand zurückversetzt wurde. Zwischendurch war die Synagoge mal eine Feuerwache, danach wurde sie restauriert, die alte Fassade wurde wieder hergestellt und die großen Türen, durch die mal das Feuerwehrauto das Gebäude verliess, wurden wieder durch den kleineren Eingang ersetzt.
Wie ich das finde, weiss ich noch nicht. Obwohl es schon einige Tage her ist. Ich kann nicht sagen, ob es anders war, als in einem normalen Ferienhaus zu wohnen. Ich glaube schon, aber die Eindrücke sind noch nebelig, weich und verschwommen. Vielleicht ist das doch ein Zeichen dafür, dass sie grösser sind, als ich formulieren kann. Ich habe vorgehabt, die Synagoge zu fotografieren, mehr über sie zu erzählen. Ich bin fast eine ganze Woche durch die Räume gelaufen, habe im alten Gebetssaal gesessen. Immer wieder an verschiedenen Stellen. Sass im Garten, auf der Bank, mit dem Rücken an die von der Sonne gewärmten Steine gelehnt. Habe die alten Photos angesehen, wie die Räume vor dem ersten Umbau zur Feuerwache aussahen. Habe den Boden und die Wände angesehen.
Stand an den Fenstern und sah mir die umliegenden Häuser an. Vermutlich haben die Menschen früher genau die selben Dinge und Häuser gesehen, der Ort hat sich nicht wesentlich verändert in dieser Strasse. Glaube ich.
Ich habe erst am letzten Tag ein paar Bilder gemacht. Einige wenige. Und ich weiss nicht, was daran so seltsam war. Warum es nicht eher ging. Vielleicht habe ich nach mehr Spuren gesucht, die etwas aus den alten Tagen erzählen. Vielleicht habe ich durch die Umbauten nicht mehr genug sichtbare Erinnerungen finden können, nichts, was in einem Photo etwas über diesen Ort erzählen kann. Vielleicht muss ich einfach nochmal hinfahren.
Am 27. September 2011 um 13:01 Uhr
Vielleicht liegts an den unsichtbaren aber dennoch spürbaren Spuren die den fotografischen Blick verstellt haben – das ist vielleicht auch gut so und dem Ort angemessen.
Schön von Dir zu lesen.
Am 30. September 2011 um 23:07 Uhr
herbstlich schön.