Morgennebel

Schön ist das nicht, nein. Montage sind generell nicht schön. Aber dieser hier ist besonders fies. Er ist nicht nur dunkel, regnerisch mit Hang zu Nebelfeldern, er beginnt nicht nur zu früh, nein, er bringt auch nicht jedem Glück.

Ich wäre über ein wenig mehr Dunkelheit heute morgen froh gewesen. Vielleicht auch über eine etwas langsamere Fahrweise, die mich später an die Kreuzung gebracht hätte. An die Kreuzung, wo noch das Motorrad auf dem nassglänzenden Asphalt lag. Die Kreuzung, wo weder Polizei noch ein Arzt eingetroffen war. Gezwungen im Schritttempo das Motorrad, die Scherben, die Splitter und die noch immer schräg stehenden Fahrzeuge zu umfahren, kann ich einen Blick auf den Randstreifen nicht vermeiden. Er hockt neben diesem Bündel Mensch das zusammengekrümmt vor ihm auf dem Boden liegt. Ihm gegenüber eine junge Frau, blonde Haare und ein fragender Gesichtsausdruck. Er sieht mich für einen Moment an um dann wieder die Strasse in der Ferne nach dem Krankenwagen abzusuchen. Wartend auf das erlösende blaue Flackern im Halbdunkel des Tages, der jetzt schon versaut ist. Für alle Beteiligten, wenn auch nicht im selben Ausmass.

Ein Stück weiter, das Fenster geöffnet und sich selbst dabei ertappt, auf das erlösende Martinshorn zu hoffen und zu warten. Mit den Ohren also noch dort, auf der Kreuzung. Auf der Netzhaut das Bild des gekrümmten Körpers. Eingebrannt wie übergekochte Milch auf einer zu heissen Herdplatte.

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