Lies mir vor.

Im Auto ist es ab einer gewissen Anzahl Komponenten schwierig, alles sinnvoll zu kombinieren. Da ich weder auf Kaffee, noch mein mobile phone, geschweige denn auf meine Zigarette verzichten möchte, habe ich nicht auch noch eine Hand frei um neben Schaltvorgängen, Fensteröffnungen/schliessungen, Lenken und gestikulierend Fluchen auch noch ein Buch zu halten. Also lasse ich mir vorlesen. Leider erklärte sich niemand in meinem persönlichen Umfeld bereit, sich als Vorleser und MitmirimStausitzer engagieren zu lassen. So greife ich zu Hörbüchern.

Der letzte Griff war dann aber eher ungeschickt. Thomas Brussig – Am kürzeren Ende der Sonnenallee. Ich mag es eigentlich ganz gern, wenn Autoren ihre Bücher selber lesen. Aber Brussig macht mich fertig, ehrlich. Nicht nur die hölzerne Sprache, die bemühten Formulierungen, die schlechten und allzu oft herangezerrten Allgemeinplätze, nein, diese halb genuschelte Aussprache. Mein Gott. Ich möchte ihn nach spätestens jedem zweiten Satz schütteln und meine Oma zitieren : Sprich deutlich! Ihm fehlt jedes Rhythmusgefühl, das macht ehrlich keinen Spass. Vom Inhalt mal ganz abgesehen. Über diese seltsame, bemüht lustige Version der Ostalgie mag ich mich jetzt gar nicht auslassen. Nur so gelesen wie er es schon mit den eigenen Worten tut, würde er jedes Buch ruinieren befürchte ich. Wenigstens fast jedes.

Leider hatte er auch das Pech, nach Alexander Scheer auf meine imAutoBühne gebeten zu werden um mir vorzulesen. Scheer las für mich Jörg Böckem – Lass mich die Nacht überleben. Nun hat Scheer die perfekte Stimme für diesen Trip, er hat Rhythmus, er schraubt sich in den Gehörgang und so jagt er einem manchmal gehetzt, manchmal atemlos durch das eigene Hirn. Und Böckems Sprache sitzt, sie ist schnell und manchmal gnadenlos in den nüchternen Details mit der er seine Sucht beschreibt, die Entzugsversuche, die Rückfälle, den Rausch.

Mal sehen, ob ich die dusselige Sonnenallee trotz allem noch zu Ende kriege. Mit Hörbüchern ist es da bei mir ähnlich seltsam wie bei den Papierversionen. Unfertig weglegen ist schwierig bis kaum möglich. Obwohl man ja keine Zeit zu verschenken hat, an einen nuschelnden Ostautoren schon mal gar nicht. Ich würd sagen, sieht schlecht für ihn aus. Aber das Duo Böckem/Scheer würde ich euch gern ans Herz legen.

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