Und was bleibt.
Es ist wie dieser Moment, wo wir in den eigenen Räumen, in der eigenen Wohnung, in dem Areal, dass wir wirklich gut kennen, in einer dunklen Nacht, unerwartet stolpern.
Es ist, als hätte jemand still und heimlich die Möbel verrückt. Alles nur ein wenig. Ein kleines Stück. Genug, um uns straucheln zu lassen. Genug, um uns das Gefühl zu geben, uns im eigenen Raum nicht mehr auszukennen. Als würde man dort nicht hingehören. Irgendetwas stimmt nicht, wir scheitern an den vertrauten Wegen. Aber niemand sagt uns, dass die Möbel jetzt anders stehen. Nur dieses kleine Stück. Nur dieses bisschen, was jetzt anders ist.
Wir müssen es selbst herausfinden. Indem wir uns stossen. Uns verletzen. Dagegen laufen. Nicht mehr weiterkommen. Dastehen und nicht mehr weiterkommen.
Es ist wie dieser Moment, wo wir plötzlich wissen, das jetzt etwas anders ist. Der Moment, wo wir funktionieren, über Alltägliches reden. Plappern, wie ein Aufziehpüppchen. Lächeln. Und Innendrin ist Schweigen. Innendrin fehlen die Worte. Es ist, als würden die Buchstaben fehlen. Dort, wo vorher Worte waren, eine Unmenge Worte und Möglichkeiten, da ist ein weisses Blatt. Und egal wie lange wir darauf sehen werden, es fehlen die Wort. Sie bleiben einfach verschwunden. Und Innendrin ist Schweigen.
Am 30. Oktober 2010 um 17:42 Uhr
Und dann merkt man irgendwann, dass ein weißes Blatt auch eine große Chance für das Neue ist.
Am 30. Oktober 2010 um 20:21 Uhr
Ich geh das jetze mal von zwei Seiten an.
Real: Bei den Amis gibt es den Spruch „Was machen meine Möbel, wenn ich nicht zu Hause bin?“. Man denkt also, „tote“ Dinge „leben“, wenn man nicht hinschaut. Kann ich nachvollziehen, denn nach einem Kurzurlaub fand ich Dinge in meiner Wohnung, die nicht von mir stammen. Niemand hat einen Zweitschlüssel.
Irreal bzw. „unfassbar, aber doch real“: Wunderbar! Veränderung! Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss, aber wenn dann ein Stolperstein kommt … ja dann muss man sich entscheiden: Bedrohung oder Herausforderung! … ich bevorzuge Letzteres.
Und das weiße Blatt Papier als Metapher: Ja! Haben wollen! Es ist wie unberührter Neuschnee: ICH kann meine Spuren hinterlassen. Ob Andere diesen folgen oder neue Wege gehen: Geschenkt. Jeder ist frei in seiner Entscheidung. Ein Ideal, das in der „realen“ Welt leider kaum existiert.
Am 1. November 2010 um 15:23 Uhr
Ach, wir sind schon so konditioniert in dieser Tschakkaaa-Gesellschaft, dass wir beinahe reflexartig das Optimismusprogramm abrufen. Aufbruch, Neu, in China haben sie dasselbe Zeichen für Plumpsklo und Sahnetorte, nein, Krise und Chance …
All das ist sicher auch richtig und doch … ich gehöre zu den Menschen, die zunächst eine Weile traurig über die verstellten Möbel und die blankgeputzten Blätter sind, vor allem, weil ich vorher nicht gefragt wurde und weil ich es womöglich lieber so gelassen hätte, wie es war. Daran, dass es nicht mehr so ist, muss man sich erst gewöhnen, resp. man muss es akzeptieren lernen. Später kommen dann wahrscheinlich irgendwann die Worte wieder, dann sieht man u.U. auch die Chance, aber vorher hat man auch das verdammte Recht, sprachlos zu sein, bestürzt oder verwirrt.
Wenn an der eigenen Welt gerüttelt wird, dann stolpert und strauchelt man. Dann sollte man sich einen neuen Halt suchen … langsam ….
Am 1. November 2010 um 16:12 Uhr
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Am 1. November 2010 um 23:13 Uhr
Danke.
Ich wollte es auch lieber als Metapher stehen lassen. Denn nichts anderes als das ist es.
Ganz sicher kommen die Worte wieder. Manchmal hilft schon, über Sprachlosigkeit zu reden. Weil Dinge einem eben ab und an einfach erstmal die Worte nehmen. Weil man selbst nicht weiss, wo man steht und vor allem, wie man so unverhofft dort hingekommen ist.
Und irgendwann denke ich darüber nach, wie ich dort wieder wegkomme. Und dann fange ich an, die Möbel wieder an den Platz zu stellen, wo sie hingehören. Damit ich umherlaufen kann, ohne mich zu stossen. Mich wieder in meiner Welt auskennen kann.
Am 2. November 2010 um 21:27 Uhr
ich lasse mal einen klitzekleinen sonnenaufgang hier.