Zuckerwattewelt

Vielleicht wünsche ich mir einen Zuckerwattewelt. Heimlich.
Es gibt diese Momente. Es gibt diese Tage. Manchmal reicht schon die Kombination von Bild und Musik eines kleinen Werbespots um mich zu Tränen zu rühren. Ab und zu bin ich mir dann selbst peinlich. In einigen Fällen so sehr, dass ich schon wieder lachen muss.
Manchmal ist es eine Website, die mich für einen Moment aus dem Tag, aus der Hektik, aus der Unzufriedenheit und dem Frust herausholt. So ging es mir vor ein paar Tagen. Ein einfacher Link. Die Website einer Photographin. Portraits, Kinder, Familien, Hochzeiten und Babys. Ich erwartete eine dieser Galerien, in der man wahllos ein paar Bilder ansieht, ein wenig herumklickt um die Seite irgendwann zu schliessen. In den seltensten Fällen mag ich kommerzielle Seiten, wo jemand für diese Themengebiete seine Dienste anbietet. Oft sagen mir die Bilder nichts. Diesmal war das anders.
Eigentlich mag ich Seiten nicht, wo ich ungefragt mit Musik begrüsst werden. In der Regel gibt es dann zwei Verhaltensweisen. Ich schliesse die Seite direkt wieder oder, wenn mich irgendetwas doch länger als einen Wimpernschlag bleiben lässt, suche ich den „Stop“-Button. Ich suche mir lieber selbst aus, was ich gerade hören mag, was zu meiner Stimmung passt, was ich mag. Diesmal war das anders.

Ich habe die Adresse in meine Browserzeile getippt, das erste Bild in der Slideshow angesehen und damit war ich angekommen. Angekommen in einer Welt, die so kitschig schön und sanft und liebevoll war, dass ich nicht mehr gehen wollte. Angekommen in einem Lied, das so stimmig war zu dieser Zuckerwattewelt, dass ich nichtmal auf den Gedanken kam, nach dem Stop-Button auf der Seite zu suchen.

Ich habe die verschiedenen Serien angesehen und dabei den Song der Seite einfach weiter in der Endlosschleife laufen lassen. Jedes einzelne Bild erzählt von der Liebe. Von der Liebe zwischen Menschen. In Familien. Von fragilen kleinen Leben, von Vertrauen. Vielleicht ist es das Licht auf diesen Bildern, vielleicht ist es das Lächeln der Menschen.
Vielleicht ist der Schlüssel, warum ich geblieben bin und warum ich euch die Seite nicht vorenthalten wollte, auch ein anderer. Ich glaube, was es eigentlich ausmacht ist die Tatsache, dass ich der Photographin glaube, was sie sieht. Es sind die Menschen auf ihren Bildern, die sich wirklich lieben. Die nicht für die Kamera lächeln. Nicht, weil sie einen Moment konservieren wollen. Sie glauben an die Liebe und das ist es, wovon die Bilder erzählen. Das ist es, was mich erreicht hat. Ich habe für einen Moment wieder daran glauben können, dass es diese Liebe gibt. Das die Welt manchmal für einen Moment ein guter Ort ist. Im Sonnenschein. Mit lachenden Herzen, süss wie Zuckerwatte und rosa Cupcakes. Das mag kitschig sein, aber es gibt diese Tage, da würde ich mir wünschen, die Welt knistert.
Und es gibt noch Photographen, die ihre Bilder nicht wegen des Geldes machen. Sondern weil sie die Liebe sehen und zeigen wollen. Also seht sie euch an. Die Zuckerwattewelt.

4 Reaktionen zu “Zuckerwattewelt”

  1. lordfoltermord

    Aber natürlich gibt es diese Liebe! Nur nicht jederzeit für jeden von uns, aber das ist ja kein Grund, sich nicht danach sehnen zu dürfen. Was wären wir ohne dies?

    Am Feiertag war ich einige Zeit in einem Park und in meiner Nähe befand sich eine Jungfamilie mit wenige Wochen altem Baby. Den zwei Elternteilen ihre Seeligkeit anzusehen, war keine Kunst. Irgendwann krabbelte sie auf seinen Bauch, legte ihre Arme um seinen wenig behaarten Kopf, küsste ihn, flüsterte ihm Dinge zu und ruhte sich ein wenig auf ihm aus. Kurz darauf nahmen sie ihr Würmchen sonnengeschützt in die Mitte und bespaßten und beliebten es.

    Ich wünschte, ich könnte solche Szenerien hinter meiner Sonnenbrille nur mit der Freude für Andere und darüber, dass es sowas gibt, beobachten, ohne dieses etwas bittere Stechen in Herz und Bauch. Ich wünschte außerdem, ich hätte mich, statt anderen dabei zuzuglotzen, wie sie ihre Liebe leben, etwas mehr um meinen Lichtschutzfaktor gekümmert, aber das ist eine andere Geschichte, in der mehrere „Aua“ vorkommen.

    Optisch kann ich die Zuckerwattenassoziation sehr gut nachvollziehen, allerdings erweist sich diese, sobald man sich in sie verbeißt als süßklebriges Nichts. Dann wären mir Cupcakes wesentlich lieber, die sind bißfest.

  2. Tanja

    Ich kann dir da einfach nur zustimmen. Die Seite ist wunderbar. Dass es nicht immer der Wahrheit entspricht ist mir vollkommen egal. Ich gönne dieses Glück jedem Menschen auf der Welt. Mir auch. Im Grunde mir ganz besonders. *g

    Die Musik passt hervorragend zu der Bildsprache. Ich will das auch können. *stampft bockig auf*
    Dafür bräuchten wir nur mehr Sonne und malerische Sonnenuntergänge.
    Vielen Dank für die Zuckerwatte. Sie hat herrrrlisch gemundet.

  3. Nika

    Danke euch beiden :)

    Freut mich, wenn es euch gefallen hat. Ich hab erst überlegt, ob es sich lohnt, darüber zu bloggen und es zu zeigen. Bekanntlich mache ich das ja doch relativ selten. Aber nachdem ich es dann doch irgendwie tagelang mit mir rumgetragen habe und immer mal wieder dran gedacht habe, fand ich dann doch, dass dieser offensichtlich bleibende Eindruck ein guter Grund ist, um es euch zu zeigen.

  4. nadja

    manchmal sind die einfachen dinge so nah. und gleichzeitig so fern, weil wir sie nicht an uns heranlassen. weil wir (ich spreche dann von mir, warum nicht in wir-form?) uns nur von manhaften supermegafotogöttern begeistern lassen… weil das so ist. aber so ist es nicht, alles konstruiert und aufgezwängt, alles doch viel einfacher.
    und gut, dass du darüber gebloggt hast. jetzt bin ich zwar mit weißwein abgefüllt und wette, irgendwo da oben steht die webadresse… ich finde sie nicht… hm… dann war der wein wohl gut.

    schlaft schön! wir schlafen jetzt auch :-)

Einen Kommentar schreiben